Wir bedanken uns bei Jonas Engelmann, der Gedenkstätte für Zwangsarbeit Leipzig und der Kinobar Prager Frühling für die erfolgreiche Veranstaltung:
Der Film besteht aus Gesprächen zwischen dem ehemaligen Rabbiner Benjamin Murmelstein und Claude Lanzmann, die 1975 stattfanden. Murmelstein erzählt von der erzwungenen jüdischen Kollaboration mit den Nazis in Form sogenannter Judenräte, die gezielt in die Vernichtungsmaschinerie eingebunden wurden. Die Judenräte sind von Gestapo und SS geschaffene Zwangskörperschaften von Juden und wurden in Ghettos, Konzentrationslagern und in den vom Deutschen Reich besetzen Gebieten eingesetzt. Sie wurden als ohnmächtige Helfer für den Massenmord instrumentalisiert, um so die Widerstandskräfte der Jüdinnen und Juden zu schmälern.
Bereits Lanzmanns »Shoah« (1985) versuchte die Vernichtung der europäischen Jüdinnen und Juden zu fassen. Mit »Der Letzte der Ungerechten« (2013) ist diesem zentralen Werk eine folgerichtige Ergänzung beigestellt. Murmelstein bezeugt in seiner Erzählung, dass er in der von den Nazis erzwungenen Kollaboration und seiner Einsetzung in deren eingerichtete Vernichtungsmaschinerie nicht nur opportunistisch den Zielen der Nazis gehorchte, sondern, soweit dies überhaupt möglich, inmitten dessen rational und verantwortlich zu handeln versuchte. Claude Lanzmann wurde auf der Berlinale 2013 mit einer Retrospektive geehrt und erhielt den Goldenen Ehrenbären.
Es gab einen einführenden Vortrag über den Film von Jonas Engelmann. Er hat sich in seinem Buch »Wurzellose Kosmopoliten« mit Claude Lanzmann und jüdischer Identität nach der Shoah beschäftigt. Es wird in Kürze erscheinen.
»Der Letzte der Ungerechten« . Regie: Claude Lanzmann. 218 min.
Kinobar Prager Frühling: Bernhard-Göring-Straße 152 (Haus der Demokratie), Leipzig-Connewitz